Eine Milliarde Euro an Landes-Dividende von VW, aber für wen?
Mit einer Aktionswoche und Informationskampagne tritt die Initiative „Zukunft Volkswagen“ in dieser Woche in Hannover an die Öffentlichkeit. Mitten zwischen unzureichenden Tarifabschlüssen für die 130.000 VW-Beschäftigten und der vorgezogenen Bundestagswahl tauchen nun Plakate an markanten Orten in Hannover und Osnabrück auf, um auf die notwendige, aber stockende Transformation des einstigen weltmarktführenden Autokonzerns hinzuweisen.
Aus kriselndem Autohersteller mach‘ unabhängiger Mobilitätskonzern
An diese Zielsetzung für eine Zukunft von Volkswagen erinnern nun die beiden rot-grünen VW-Aufsichtsratsmitglieder Stephan Weil (SPD) und Julia Willie Hamburg (Grüne) – trotz der Existenzkrise von VW zuversichtlich lächelnd auf bunten Plakatflächen an Bushaltestellen in Hannover.
„Klug vorangetrieben gehen der klimagerechte Umbau der Industrie und die Sicherung von Arbeitsplätzen Hand in Hand“ – diese progressive Forderungen rufen der niedersächsische Ministerpräsident und seine Stellvertreterin den Menschen ins Bewusstsein. Dabei zitieren sie hier – es könnte kaum treffender sein – aus den Seiten 24 und 25 ihres Koalitionsvertrag aus dem Herbst 2022. Weil und Willie-Hamburg machen unmissverständlich deutlich: Verbrennungsmontor und Individualverkehr haben keine Zukunft, denn „wir unterstützen den geplanten Umbau der VW-Standorte hin zur E-Mobilität.“
„Mit E-Mobilität ist selbstverständlich nicht die Scheinlösung Antriebswende gemeint. Denn eine Umstellung aller 49 Millionen Verbrenner-Autos auf E-Autos löst die Probleme nicht. Was wir brauchen ist eine echte Verkehrswende und dafür Busse, Bahnen, Züge sowie Lastenräder.“, erklärt die Aktivistin Hanna in der Pressemitteilung.
Weiter heißt es in der Pressemitteilung: „Angesichts eines vereinbarten Abbaus von 35.000 Arbeitsplätzen in den kommenden Jahren, einer Senkung der jährlich produzierten Autos um über 700.000 Stück und zur Disposition stehender Werke von Dresden, über Osnabrück bis hin zum überdimensionierten Stammwerk in Wolfsburg (Kapazität: 500.000 Fahrzeuge pro Jahr) erscheint die Antwort nur logisch: Der klimagerechte Umbau des VW-Konzerns in ein Mobilitätsunternehmen.“
Dafür haben die Aktivist*innen auch direkt eine Idee. Sie möchten Niederachsen zum Verkehrswende-Land machen. Als Anschubfinanzierung für den Umbau der Werke, aber auch für die Reaktivierung von viel nachgefragter, effizienter Schieneninfrastruktur bringt „Zukunft Volkswagen“ die Idee ins Spiel, die jährlich eine Milliarde Dividende (Stand 2024, als 20-prozentiger Aktionär) für die Interessen der Öffentlichkeit und für das Gemeinwohl zu nutzen.
Laut Angaben der Aktivist*innen, die eng mit VW-Kolleg*innen zusammenarbeiten sei es möglich, dass an den aktuell von der Schließung betroffenen VW-Standorten, die Produktion von Bussen, Bahnen und Lastenrädern umzusetzen, die eine enorme Nachfrage haben. Alleine der Bedarf in Niedersachsen sei für die aktuellen Schienenfahrzeughersteller gar nicht stemmbar. Bislang sind nur Braunschweig und Hannover mit Straßenbahnen versorgt. Es gibt ein unglaubliches Potential, weil Städte wie Oldenburg, Osnabrück, Wolfsburg, Göttingen, Salzgitter oder auch Hildesheim mehr als geeignet für Straßenbahnen wären. Hinzu kommt ein On-Demand Verkehr von Kleinbussen, um den ländlichen Raum zu erschließen, wie das Vorzeigeprojekt Sprints aus Hannover bereits unter Beweis stellt. Die Belegschaft könne darüber hinaus selbstständig entscheiden, was für die klimagerechte Gesellschaft von Morgen benötigt wird.
Weitere Aktionswochen richteten sich jüngst in Stuttgart gegen die Anteilseigner und Unternehmensgründer aus der Familie Porsche und in Dresden an die gut 300 Beschäftigten der dortigen, akut schließungsbedrohten „gläsernen Manufaktur“, wo es eine große mediale Resonanz gab.
„Zukunft Volkswagen“ versteht sich als Impulsgeber für die Produktion von sozial gerechte Mobilität und weiteren Dingen, die wir alle benötigen.
Mit Hilfe der Kampagne läuft Volkswagen nicht mehr dem Weltmarkt hinterher, sondern geht mit der gesamten Belegschaft mutig und selbstbestimt voran.
Website: zukunft-volkswagen.de
Fotos zur freien Verfügung:
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